Zum Welttag des Fernsehens: eine kleine Geschichte des Home Entertainments

Von der VHS-Kassette zu Netflix. Die Home Enertainment Branche hat in den letzten 40 Jahren eine turbulente Geschichte durchlebt. Anlässlich des Welttages des Fernsehens schauen wir in diesem Beitrag auf die wichtigsten Meilensteine zurückschauen und wagen einen Ausblick in unser künftiges Home Entertainment.

And the winner is: VHS

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Bevor das VHS unsere Wohnzimmer eroberte, tobte ein harter Kampf verschiedener Formate und Anbieter. Aber JVC ging 1976 klar als Sieger hervor. Denn das in Japan entwickelte Video Home System (VHS) war von Beginn an für den Heimgebrauch entwickelt. Dieses Mindset hatte den klaren Vorteil, dass die Abspielgeräte und auch die Speichermedien so entwickelt wurden, dass die Preise in einem für den Normalverbraucher bezahlbaren Rahmen zu liegen kamen.

Aber auch die Speicherkapazität war genau auf den Privatgebrauch ausgerichtet. Mit einer Aufnahmekapazität der VHS-Kassetten zwischen 30 und 240 Minuten konnten kurze Familienvideos oder Hollywood-Blockbuster perfekt auf die schwarzen Magnetbänder gebant werden.

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In den 80er Jahren kamen dann die zu Glanzzeiten fast an jeder Ecke zu findenden Videotheken auf. Das Geschäftsmodell war schlicht, aber erfolgreich. Anstatt dass man sich die teuren Filme kauft und sie dann im Regal verstauben lässt, holt man sich für wenig Geld genau den Film nach Hause, auf den man gerade Lust hat.

Silber ist Trumpf

In den späten 1980-Jahren wurden erste Alternativen zu VHS vorgestellt. Die kurz auf dem Markt zu findende Laser-Disc kann sich nicht wirklich durchsetzen. Vielleicht auch deshalb, weil im Verhältnis zu VHS die Laser-Disc relativ teuer ist und anfänglich keine wirklichen Vorteile mit sich brachte. Als dann anfangs der 1990er-Jahre die LaserDisc vor allem im Audio-Bereich grosse Fortschritte machte, brachte die Einigung auf den DVD-Standard praktisch das Ende der LaserDisc mit sich.

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Ein Jahr nach der Definition des DVD-Standards kamen 1996 dann auch die ersten Abspielgeräte auf den Markt und damit ware für VHS und LaserDisc das Ende eingeläutet. Die DVD brachte im Vergleich zu deren Vorgänger gewaltige Qualitätsverbesserungen mit sich. Neben dem eigentlich Film konnten die Produktionsfirmen auch zusätzliches Material publizieren.

Und dann wurde es Blau

Nichts ist beständiger als die Fortschritt … Nur acht Jahre nachdem die DVD den Markt zu erobern begann, kam auch schon die nächste Revolution.

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Auch dieses Mal änderte sich die Farbe, denn ab 2002 hielt die BlueRay Disc Einzug in die gute Stube. Die in der BlueRay Group vereinten Hersteller Panasonic, Pioneer, Sony, Zhomson, LG, Hitachi, Sharp und Samsung beschlossen den neuen, gemeinsamen Standard.

Die BlueRay Disc weisst wiederum grosse Neuerungen gegenüber der DVD auf. Mit der massiven Erhöhung der Speicherkapazität war es fortan möglich, die Filme in voller HD-Auflösung zu speichern. Die bereits auf den DVDs sehr kreativen Menüführungen wurden nochmals spannender und das Filmerlebnis begann nicht selten bereits vor dem Start des Haupt-Titels.

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Innert kurzer Zeit schossen die Umsätze der BlueRay-Discs in die Höhe, erreichten aber nie ganz diejenen der DVD. Dies kann daran liegen, dass die BlueRay-Discs vielfach einen höheren Preis aufweisen und deshalb der DVD der Vorrang gegeben wurde.

Spätestens seit 2019 Samsung – einer der grössten Hersteller von BlueRay-Abspielgeräten – ankündigte, keine neuen Player mehr zu bauen, ist wohl auch das Ende der BlueRay-Disc nach nur 7 Jahren eingeläutet.

Und dann kam Netflix

Was vermtulich viele nicht wissen ist, dass Netflix bereits 1997 gegründet wurde. Das in Scotts Valley, Kalifornien beheimatete Unternehmen, startete damals als eine der ersten DVD-Online-Verleiher. Inspiriert von Amazon und durch die Grösse der VHS-Kassetten genervt, setzen die Gründer von Anfang an auf die kleinen silbernen Rohlinge.

Die Idee des Video-on-demand übers Internet war bei Netflix schon lange geboren. Doch erst ab den frühen 2000er Jahres erlaubte die immer höhere Internet-Bandbreite, dies seriös anzugehen. 2005 dann verfügte Netflix über Verträge mit Filmstudios und bot die eigens entwickelte Netflix-Box an. Zu dieser Zeit waren Set-Top-Boxen gang und gäbe und Netflix setze auf das richtige Pferd.

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Zuerst nur in den USA verfügbar, expandierte Netflix sein Angebot ab 2012 schrittweise auf ganz Europa und ist ab 2016 in über 130 Ländern nutzbar. Heute hat Netflix mehr Zuschauer als herkömmlichen Fernsehsender und macht über 20 Mio. $ Umsatz jährlich.

Ein Geniestreich dürfte die 2011 getroffene Entscheidung sein, auf Eigenproduktionen zu setzen. Mit diesen nur auf der eigenen Plattform verfügbaren Filmen und Serien hat Netflix es geschafft, den eigenen Kunden exklusive Inhalte anzubieten und so einen definierten Mehrwert geschaffen. Viele der Netflix-Produktionen gelten bereits als Kult, wie z.B. eine der ersten Produktionen “House of Cards”.

Und wie geht es weiter?

Eigentlich wäre es, wenn wir auf die letzten drei Revolutionen im Home Entertainment zurück schauen, höchste Zeit für etwas Neues.

Was momentan als relativ sicher gelten dürfte ist, dass die Zukunft weiter in Richtung Streaming- bzw. On-Demand-Angebote gehen wird. Grosse Player wie z.B. Youtube oder Google bieten diesem Prinzip folgend bereits ihre Inhalte an. Auch Disney versucht mit dem Netflix-Pendant Disney+ die eigenen Inhalte mit der eigenen Plattform zu Geld zu machen.

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Wie lange die heutige Art des Home Entertainments noch erfolgreich bleiben wird, ist schwer vorherzusagen. Was sich jedoch einigermass klar abzuzeichnen scheint ist, dass die Generation Z ein komplett anderes Konsumverhalten an den Tag legt. TikTok ist nicht nur einfach eine weitere soziale Plattform und eine Konkurrenz zu Instagramm oder Facebook. Anstelle gemütlich einen 2-stündigen Film zu schauen, scrollen sich die Nutzenden durch die kurzen Videos. Die Interaktion ist viel wichtiger geworden als die reine Konsumation.

Es ist also nicht auszuschliessen, dass die nächste (R)Evolutions-Stufe bereits in den ersten Zügen da ist und schon bald neue Angebote in einer Mischform von Youtube, TikTok und Netflix unsere Smartphones, Tablets und TVs beflimmern werden.

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